Sei die Katze, die die Sahne aufschlabbert

Ist es dir schon einmal passiert, dass dir ein Name entfallen ist und du stundenlang mühevoll versucht hast, ihn aus deinem Gedächtnis hervorzukramen – und just in dem Augenblick in dem du dein Vergessen akzeptiert hast, fällt dir der Name urplötzlich ein?

Hast du schon einmal krampfhaft ein verlegtes Schmucktsück gesucht und bist, nachdem du die Suche aufgegeben hast, bei einer anderen Aktivität darüber gestolpert?

Hast du schon einmal nichtssagende Absagen auf Bewerbungen erhalten und nachdem du sämtliche Bewerbungsmappen in der Schublade verstaut hast, erhältst du ein Angebot für deinen Traumjob?

Wenn dir diese Situationen nicht unbekannt sind, hast du vielleicht schon einmal versucht, sie dir durch Zufall zu erklären. Oder Schicksal.

Weder Zufall noch Schicksal sind der Erklärung zugänglich. Beide sind sinnfrei: Dem Zufall fehlt das Moment des Zusammenhangs und dem Schicksal dasjenige der Freiheit. Zusammenhang und Freiheit sind aber unzertrennliche Bestandteile von Entscheidung, Handlung und Wirkung. Ohne Zusammenhang herrschte pures Chaos und ohne Schicksal nur unbelebte Ordnung.

Wenn nicht Zufall oder Schicksal, was dann?

Den Situationen ist gemeinsam, dass die Entscheidung getroffen und umgesetzt wurde, ein Vorhaben aufzugeben, und die Wirkung darin besteht, dass sich das Ziel des Vorhabens von alleine realisiert. Die Bereitschaft zur Aufgabe – oder besser: zur Hingabe – bewirkt die Erfüllung.

Erfüllung halten viele Menschen für das, wonach sie streben – und doch fürchten die allermeisten die Erfüllung ihrer Sehnsüchte insgeheim. Was, wenn die Erfüllung nicht den gewünschten Genuss bringt? Und selbst wenn, was, wenn die Strafe für solchen Genuss auf dem Fuße folgen sollte? Solange solche inneren Blockaden bestehen, ist kein Raum für Erfüllung.

Die Katze hat keine Angst, die Sahne könne weniger süß sein als die Sehnsucht danach. Und sie braucht auch keinen rationalen Vorwand oder Rechtfertigung für den Genuss.

Anders gewandt: Sei bereit, die Erfüllung in dich aufzusaugen wie die Katze die Sahne aufschlabbert. Hingebungsvoll.

Und mache die Erfahrung: Die Erfüllung deiner Wünsche kommt zu dir, wenn du sie losgelassen hast und deinen Beitrag lebst.

 

Hochbegabung und was sie ist – und was nicht

Langsam nervt sie mich. Die zunehmende Berichterstattung über Hochbegabung. Und vor allem: Wie unglücklich alle Hochbegabten doch sind. Wie die Wirtschaft ihr Potential verschwendet. Wie Überqualifizierte keine Jobs mehr finden, weil sie einfach zu hochbegabt sind. Wie sie leiden. Wie sie ungerecht behandelt werden. Wie ihnen geholfen werden kann: Indem sie den ganzen Tag denken dürfen.  Und wie erfolgreich und gut sie dann für die Gesellschaft sind.

Der Hochbegabte als das verkannte Genie, das sich sozial durchbeißen muss und dessen Erfüllung darin besteht, den ganzen Tag nützliche Gedanken zu produzieren. Am besten solche, die wirtschaftlich verwertbar sind. Dann darf er sich auch integriert fühlen, trotz mangelnder sozialer Kompetenz und häufiger Besserwisserei, Arroganz und Überheblichkeit.

Ja, auch ich denke gerne den ganzen Tag über. Manchmal machen mich meine Gedanken allerdings auch traurig. Wenn ich sehe, wie Menschen unnötig und ungerecht auf dieser reichen Erde in Armut und Krankheit leben. Wenn ich sehe, wie Menschen sinnlos in Gewalt versinken. Und vor allem wenn ich die Heuchler höre, die dies zu rechtfertigen suchen mit fadenscheinigen Argumenten. Dann, manchmal, möchte ich das Denken auch ganz gerne abschalten.

Gut, im Regelfall denke ich also ganz gerne. Ich widerspreche auch ganz gerne Autoritäten. Ja, und das hat mich auch schon in Schwierigkeiten gebracht. Bringt es noch, zumal in innere Konflikte.

Ich habe auch ganz gerne Erfolg. Das macht nämlich Spaß und man fühlt sich gut.

Macht mich irgendwas davon zum Hochbegabten?

Nein.

Intelligenz ist nicht das Fundament der Hochbegabung. Sie ist nur ihr Sahnehäubchen.

Das Denken macht mich gegebenenfalls zu einem überdurchschnittlich intelligten Menschen. Wenn ich es schaffe, diese Intelligenz in das Arbeits- und Wirtshaftsleben zu integrieren, dann bin ich kompetent. (Das sind ja die meisten Hochbegabten angeblich nicht. Kompetenz zu erwerben ist aber lediglich eine Frage der Ausdauer und daher der Persönlichkeit. Die lässt sich entwickeln.)

Wer schnell denkt und viele Erfahrungen sammelt, wird Erfolg haben. Er wird sich im Arbeits- und Wirtschaftsleben nützlich machen können. Hochbegabt ist er nicht. Möglicherweise noch nicht einmal begabt.

Begabung aber ist etwas anderes: Sie ist der Wille, sein Potential – und das hat jeder Mensch – zu leben. Dabei hilft Intelligenz und durch Übung gewinnt man darin auch an Kompetenz. Näheres dazu habe ich hier geschrieben.

Hochbegabung ist der Wille, sein gesamtes Potential allen Widerständen zum Trotz in Fülle zu leben. Je kompetenter man diesen Weg beschreitet, desto mehr Frieden erfährt man in sich und mit anderen. Je intelligenter man dies anstellt, in desto farbenprächtigeren Harmonien wird man dieses Motiv ausmalen können. Hiervon kann die Gesellschaft profitieren – wenn sie es zulässt und annimmt.

 

 

Intelligenz, Potential, Begabung und Kompetenz

Intelligenz ist die Fähigkeit, vorhandenes Wissen und vorhandene Ressourcen logisch miteinander zu verknüpfen und zu nutzen. Intelligenz ist wertneutral und nur so viel wert, wie Informationen vorhanden und zugänglich sind.

Potential ist die Fähigkeit, Informationen zu finden, sei es durch beobachten, zuhören, riechen, schmecken, fühlen, Stimmungen aufnehmen, sein Bewusstsein zu erweitern. Potential bedeutet, die Grenzen des eigenen Ichs überwinden zu können. Potential ist die Basis aller Werte, da es die Verbindung zwischen dem Individuum, den Anderen und dem Allen schafft.

Begabung ist die Fähigkeit, sein Potential durch die Anwendung von Intelligenz zu leben. Sie entsteht durch den Willen, das eigene Bewusstsein zu erweitern, seine Grenzen zu überwinden und zur Einheit mit Allem zu finden. Begabung ist das Geschenk, Werten dazu zu verhelfen, in der Realität gelebt zu werden.

Kompetenz ist die Fähigkeit, Begabung in jeder Situation souverän zu leben. Sie entsteht durch Erfahrung. Kompetenz erweitert sich mit jedem vom Durchschnitt abweichenden Erlebnis und vertieft sich mit der Intensität des Erlebten.

Sei intelligent: Denke.

Erkenne dein Potential: Nutze alle Sinne, auch die über-sinnlichen.

Lebe deine Begabung: Liebe.

Erwerbe Kompetenz: Brich auf zu neuen Ufern. Jeden Tag.