Oh ja, 1/2 Talent bitte, aber gut verpackt!

Gestern bin ich auf einen interessanten Artikel aufmerksam geworden: Auf brandeins schreibt Wolf Lotter, die Begabten würden in unserer Gesellschaft und insbesondere im Arbeitsleben nicht so “von der Leine gelassen”, dass sie ihr Talent für die Gesellschaft bzw. für ihr Unternehmen/ihre Organisationseinheit fruchtbar machen könnten. (Nachlesen: http://www.brandeins.de/archiv/2015/talent/die-schwierigen/)
Wolf Lotters und mein Begriff von Begabung bzw. Talent dürften sich decken (siehe dazu hier) und grundsätzlich stimme ich dem Autor zu.
Allerdings glaube ich im Gegensatz zu ihm, dass die Situation noch etwas komplexer ist. Er beschreibt zutreffend, dass die Auslagerung von Talenten in besondere Projekte und die abgekoppelte Begabtenförderung ins Leere laufen. Es reiche nicht, die Begabten innerhalb des bestehenden Systems nur ein wenig von der Leine zu lassen, man müsse ihnen völlig freie Bahn lassen.
Diese Bestandsaufnahme erscheint mir zwar zutreffend. Ich beobachte aber eine bereits recht weit fortgeschrittene Entwicklung: Das Potential und die ungenutzten Ressourcen jedes einzelnen Begabten, aus der Reihe Tanzenden werden nach und nach von den Verantwortlichen erkannt. Dann wird auch sogar “von der Leine gelassen”. Mehr noch: Dann wird die besondere Leistung, die immer mit Veränderung bestehener Strukturen verbunden ist, sogar gefordert. Einmal erreicht, wird sie zum Normalzustand erklärt – immer aber nur in einem engen vorgegebenen Korridor.
Diese geforderte Über-Leistung einschließlich des Bewirkens struktureller Änderungen bei Vorgesetzten, Kollegen, Systemen oder anerkannten Theorien zu erbringen und sich dabei trotzdem konform auf die Vorgaben zu beschränken, stellt auch für Talente eine große physische und psychische Herausforderung dar. Diese Anstrengung wird nicht mit entsprechender Wertschätzung oder Ausgleich belohnt. Sie wird als selbstverständlich deklariert, als Anreiz dafür, den Betroffenen zu weiteren Höchstleistungen zwischen den Polen “alles radikal neu erfinden” und “trotzdem im Ergebnis nirgendwo anecken” anzuspornen.
Nun befindet sich der Betreffende im moralischen Dilemma: Mitwirkung an Unterdrückung, und sei es als Unterdrückter, ist ein Zustand, der ihn naturgemäß bedrückt und beschwert. Und gleichzeitig stellt er sich gewissenhaft die Frage, ob dieses Aussaugen seines Talents im sozial akzeptablen Rahmen nicht volle Existenzberechtigung hat. Wenn Begabung ihrer Natur nach auf Veränderung zielt – und sei diese Veränderung schließlich noch so positiv – dann ist sie mit Zerstörung des Vorhandenen verbunden. Jedes System verträgt nur ein gewisses Maß an Zerstörung und Erneuerung.
Und dieses Maß richtet sich eben nicht nach den Talentiertesten, sondern – der Regel des Pareto-Optimums entsprechend – nach dem, was das herrschende Fünftel mitzumachen bereit ist.
Es erscheint mir deshalb als natürliche Konsequenz, dass die Begabten sich entweder innerhalb des Systems auf eine unter den gegebenen Bedingungen für sie persönlich pareto-optimale Position zurückziehen und dabei die Einforderung der eingeschränkten Höchstleistung akzeptieren oder sich am Rande des Systems in einer sehr individuellen Nische einrichten.

Der fatale Irrtum

Der sichtbare Migrationsdiskurs in der westlichen Welt geht so: Westliche Welt/Abendland/Europa wird zersetzt durch Enklaven sich abschottender Migranten, die sich nicht integrieren wollen und schneller wachsen als die umgebende Mehrheitsbevölkerung. Wohlmeinende: Westliche Welt/Abendland/Europa muss mehr tun, um Migranten zu integrieren. Nicht-so-wohlmeinende: Westliche Welt/Abendland/Europa muss Migrantenwachstum eindämmen und von vorhandenen Migranten “mehr Integration” erwarten und einfordern. Dann großer Streit darum, werwowiewas Ursache für “mangelnde Integration”.

Sehr wichtig deshalb solche Beiträge wie der von Ege Tufan, der derzeit in Oxofrd in politischer Philosophie promoviert. Er hebt hervor, dass “Migranten, die entschlossen nach Status und Besitz streben, die dazu gehören oder sich selbst verwirklichen wollen,” nicht die Ausnahme, sondern die Regel darstellen, sowie dass “die Bereitschaft zur Leistung und der Wille zum gesellschaftlichen Aufstieg [bei Migranten] sogar deutlich stärker ausgeprägt sind als in der deutschen Bevölkerung”.

Wenn auch nicht intendiert, so legt der Beitrag den Finger in die wahre Wunde: Die (nur) teilweise und überproportionale Übernahme westlicher Werte durch Migranten. Sowohl die Wohlmeinenden als auch die Nicht-so-wohlmeinenden vergessen nämlich in ihrer Diskursschleife das Folgende: Westliche Werte sind nicht alle gut. Und im Übermaß sind einige von ihnen sogar mehr als äußerst schädlich.

Und oben stehen sie alle: Status- und Besitzstreben, Dazugehören-wollen, Selbstverwirklichung und Leistungsbereitschaft. In Maßen genossen und begleitet von Toleranz, Nächstenliebe, Chancengleichheit, Umverteilung, bürgerschaftlichem und politischem Engagement, sozial-ökologischer Marktwirtschaft und sozial handelnden Unternehmern sicherlich alles wunderbar.

Im Übermaß und als alleinige Werte aber sind sie hochexplosiv.

Doch gerade das befördert der Integrationsdiskurs sowohl der Wohlmeinenden als auch der Nicht-so-wohlmeinenden. Wieso?

Das Problem liegt im Integrationsverständnis selbst. Migranten sollen ihre eigenen Werte zurücklassen (wo eigentlich?) und diejenigen der Mehrheitsbevölkerung übernehmen.

Das kann nur schief gehen.

Dabei wird übersehen, dass “Werte” einer sozialen Gruppe nicht einfach voneinander isoliert, weggelegt und angenommen werden können. Sie bilden immer ein historisch gewachsenes, aus generationenfacher Erfahrung gewonnenes, sorgsam austariertes und von sozio-ökonomischen und geo-politischen Faktoren beeinflusstes Wertgefüge.

Wo wäre das westliche Leistungsstreben ohne die Einhegung einer sozialen Marktwirtschaft? Wo die postmoderne Selbstverwirklichung ohne den politisierten Bürger?

Und jetzt setzt die fatale Entwicklung ein: Die sich selbst entfremdete Mehrheitsbevölkerung ist dabei, diesen Zusammenhang zwischen ihren eigenen Werten, die Harmonie ihres eigenen Wertgefüges zu vergessen. Von hier an erklärt sich das Weitere von selbst: Einige Werte werden herausgelöst und über andere gestellt. Ihnen sollen die Migranten nacheifern, nachdem sie alle ihre “störenden” Werte “ablegen”.

Die Konsequenzen werden ausgeblendet oder gar nicht erst verstanden: Das gesamte Wertgefüge aller Beteiligter gerät ins Wanken. Migranten unterdrücken auch diejenigen Werte, die sich harmonisch mit einigen der Mehrheitsbevölkerung hätten vereinigen können: Familiensinn mit Solidarität, Großzügigkeit mit Nächstenliebe, Vielfalt mit Toleranz.

Aber nein, diese Chance wird nicht nur verpasst, sie wird noch nicht einmal wahrgenommen. Stattdessen “erzieht sich” eine bestimmte Gruppierung der Mehrheitsbevölkerung Migranten (vor allem der zweiten und dritten Generation), die einige westliche Werte über-verinnerlicht haben und dadurch vollständig integriert und 100%ig konform zur dekadenten Selbstzerstörung des Abendlandes beitragen.

XY und XX

Ich liebe den neuen Mann. Den fürsorglichen Chef, der die neuesten Coaching-Methoden ausprobiert. Der Fußball und schnelle Autos genauso liebt wie Bio-Slow-Food und alte Fachwerkhäuser. Der selbstverständlich über seine Gefühle redet und die Welt zu einem besseren Ort machen möchte.

Aber ich verstehe ihn nicht. Wirklich nicht. Nämlich immer dann, wenn es um Schweiß, Blut und Tränen (der Anstrengung) geht. Die hat er bis in dieses wunderbare, neue Stadium der Evolution mit sich geschleppt wie einen alten Mammutknochen, an dem sein sensibles Männerherz mit ganzer Liebe hängt.

Mit größter Vorliebe misst er nämlich nicht nur seine Erfolge in Zahlen – egal, worum es geht, gelaufene Kilometer, geschossene Tore, gearbeitete Stunden, produzierte Seiten, verbautes Material. Nein, in Zahlen misst er auch seinen Aufwand, den er in diese Erfolge hineingesteckt hat, überstandene Schwächeanfälle, übersprungene Pausen, Überstunden, nicht genommenen Urlaub, erhaltene E-Mails, getrunkene Tassen Kaffee. Und wertet den Aufwand bereits selbst als Erfolg.

Und das Zählen wird noch besser: Es darf nämlich in diesem Spiel jeder Misserfolg eines anderen als eigener Erfolg gewertet werden. Was beim einen negativ zu Buche schlägt, rechnet sich positiv für den anderen.

Bei dieser Quantitätsliebe komme ich als neue Frau nicht mit. Ich habe ja schon alles andere mitgemacht: Ich verdiene gerne Geld, bin gerne sichtbar, netzwerke, treffe Entscheidungen, habe Ziele und bin authentisch. Aber in die Quantitätsfalle will ich einfach nicht hinein.

Warum? Der neue Mann hat ein Recht auf eine Antwort. Leider wird er die Antwort nicht gerne hören. Sie lautet nämlich: Im Gegensatz zu dir macht mir das Zählen unnötiger Dinge einfach keinen Spaß.

Ich habe Spaß an Qualität, auch wenn sie über längere Zeit reifen muss und nicht sofort in Stunden, Euros oder Herzrhythmusstörungen messbar ist. Ich habe Spaß an Effizienz, und das bedeutet, dass einige Zahlen kleiner werden – gleicher Output bei geringerem Aufwand. DAS macht mich an.

Total unsexy finde ich dagegen die doppelte Buchführung – was du nicht hast, das darf ich mir zu Gute halten. Die zu Grunde liegende Logik ist fehlerhaft: Von Verlusten anderer kann ich mich nicht ernähren. Was für den einen weg ist, ist dem gesamten Kreislauf entzogen. Wirklich gewinnen kann ich nur durch Partizipation an einer Gesamtnutzenoptimierung. (Schreibt übrigens auch ein Mann: http://www.informationsgeld.info/gesellschaftsvertrag.html)

Ich weiß, dass dir, neuer Mann, dann der Schweiß ausbricht, wenn ich so rede. Nein, ich will dir nicht all deine Spielzeuge wegnehmen. Ich will nur mehr von dir haben! Bitte verfall nicht in Panik und schleppe in dieser Panik noch mehr Mammutknochen in deine Höhle. Entspann dich, und lass dich nur mal kurz auf das neue Spiel ein.

Zähl doch einfach mal die Minuten, die du entspannter schläfst. Und wenn du wirklich nicht ohne Konkurrenz und Sofort-und-schwarz-auf-weiß-Gewinnen kannst, dann heb dir das doch für sonntags auf dem Bolzplatz auf.

 

Warum ich gerne radikal und arrogant bin.

Schreiende Ungerechtigkeit wird von den meisten Menschen als solche wahrgenommen. Im Laufe der Zeit habe ich allerdings verschiedene Reaktionen darauf beobachtet.

Ungerechtigkeit findet statt in der Interaktion zweier oder mehr Menschen, also in einem sozialen System. Ist die Interaktion weit überwiegend von Ungerechtigkeit geprägt und ist den Beteiligten dies bewusst, kann man von einem Unrechtssystem sprechen.

Was tue ich, wenn ich feststelle, dass ich mich als Teil eines solchen Unrechtssystems wiederfinde? Für mich kann es nur eine Antwort geben: Ich entziehe mich der Ungerechtigkeit nicht, aber ich verhandele nicht mit dem System oder Teilen hiervon.

Dabei kommt es mir nicht darauf an, ob ich die Möglichkeit hätte, die Ungerechtigkeit teilweise für mich oder andere weg- oder kleiner zu handeln. Meiner Meinung nach fördere ich das Unrechtssystem als solches, wenn ich – auch unter Aushandlung partieller Abmilderung der Ungerechtigkeit – Erwartungen an das System oder Teile hiervon stelle. Und wenn ich verhandele, stelle ich solche Erwartungen.

Diese Auffassung mag radikal und arrogant sein. Aber ich gehe noch weiter: Ich behaupte, damit dem größten Vorbild anzuhängen.

Jesus von Nazareth beweist immer wieder seine Radikalität und Arroganz. Er entzieht sich dem Unrechtssystem nicht: Er zahlt Steuern an die Besatzer. Wer ihn schlägt, dem hält er auch die andere Wange hin. Aber er verhandelt auch nicht: Die Tische der Pharisäer wirft er um. Gegenüber Pontius Pilatus schweigt er. Schweigt solange, bis dieser im Unrechtssystem Gefangene keine Wahl hat, als ihn zum Tode zu verurteilen.

Was ich mir wünsche? In den richtigen Momenten radikal und arrogant zu sein.

 

 

 

In Verantwortung vor Gott … eine Mütze.

In einem Internet-Forum der angeblich aufstrebenden High-Potential Generation unserer virtuellen Gesellschaft las ich, dass eine bayerische Rechtsreferendarin, die aus religiöser Überzeugung ein Kopftuch trägt, nicht an den üblichen Aufgaben eines Referendars bei Gericht teilnehmen darf – also Teilnahme an Sitzungen auf der Richterbank bzw. als Vertreterin der Staatsanwaltschaft einschließlich des Befragens von Zeugen, Sitzungsleitung, Erörterung des Sach- und Streitstandes, Plädieren – solange sie ihr Kopftuch trägt. Stattdessen darf sie nur im Zuschauerraum sitzen, wie jede interessierte Öffentlichkeit oder ein Praktikant. Anders nur, wenn sie statt des Kopftuchs Schal und Mütze (!) im Gerichtssaal trägt. Die allermeisten Kommentare zu diesem Beitrag fanden das Vorgehen des bayerischen Staates nachvollziehbar und gerechtfertigt.

“Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, …” – der deutsche Staat bekennt sich mit den allerersten Worten seines obersten Gesetzes zu seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen. Viele der Forums-Kommentare stellen zur Rechtfertigung auf christliche Werte ab. Was würde Gott dazu sagen, dass wir einen Kollegen, der diesem Staat dienen will, demütigen, weil er nach seiner Überzeugung in Verantwortung vor Gott lebt?

Das Urteil, das dieser Demütigung zu Grunde liegt, kann nur darauf beruhen, dass wir die Überzeugung des Kollegen für falsch erachten. Viele der Forums-Kommentare sprechen genau das deutlich aus. Sie urteilen, dass die in freier Verantwortung vor Gott gelebte Überzeugung auf eintausendfünfhundertjährigen Befehlen eines Mannes beruhe (für christliche Werte – die zehn Gebote, das Gebot der Nächstenliebe – gilt nichts anderes, außer, dass die sie erteilenden Männer vor noch längerer Zeit gelebt haben) und ein Symbol der Unterdrückung der Frau sei oder gar eines Selbstmordterrorismus und deshalb falsch. Dem Kollegen wird damit abgesprochen, selber in freier Verantwortung vor Gott über diese Fragen urteilen zu können. Zur Demütigung gesellt sich Entmündigung. Gleichzeitig wird ein Freund-Feind-Bild kreiert: Wer meint, im Staatsdienst ein Kopftuch tragen zu wollen, respektiere die staatliche Ordnung (unseres Grundgesetzes) nicht. Der “Gegenbeweis” ist nicht erlaubt. Eine solche Zuweisung von Eigenschaften zur äußeren Erscheinung nennt man Stigmatisierung. Wir maßen uns das Recht an, zu urteilen, der Kollege könne seine in freier Verantwortung vor Gott gelebte Überzeugung auch ohne Kopftuch leben. Das nennt sich Bevormundung.

Was ist der tiefere Grund für diese Demütigung, Entmündigung, Stigmatisierung und Bevormundung? Aus vielen der Forums-Kommentare spricht ein Gefühl der Bedrohung allein durch die Überzeugung des betroffenen Kollegen. Wer sich durch die Überzeugung eines anderen bedroht fühlt, versucht häufig, eine innere Leere zu verdrängen. Eine aus Verunsicherung und Mangel an eigener Überzeugung entstandene Leere. Das ist das Bild unserer heutigen Gesellschaft: Angst, Verunsicherung, Mangel an Überzeugung. Angesichts dessen ist die Kreierung von Feindbildern – IS, der Kollege mit dem Kopftuch – naheliegend. Sie wird gefördert durch eine von ihrer eigenen Hilflosigkeit ablenkenden Politik und der zugehörigen Medienlandschaft.

Sei die Katze, die die Sahne aufschlabbert

Ist es dir schon einmal passiert, dass dir ein Name entfallen ist und du stundenlang mühevoll versucht hast, ihn aus deinem Gedächtnis hervorzukramen – und just in dem Augenblick in dem du dein Vergessen akzeptiert hast, fällt dir der Name urplötzlich ein?

Hast du schon einmal krampfhaft ein verlegtes Schmucktsück gesucht und bist, nachdem du die Suche aufgegeben hast, bei einer anderen Aktivität darüber gestolpert?

Hast du schon einmal nichtssagende Absagen auf Bewerbungen erhalten und nachdem du sämtliche Bewerbungsmappen in der Schublade verstaut hast, erhältst du ein Angebot für deinen Traumjob?

Wenn dir diese Situationen nicht unbekannt sind, hast du vielleicht schon einmal versucht, sie dir durch Zufall zu erklären. Oder Schicksal.

Weder Zufall noch Schicksal sind der Erklärung zugänglich. Beide sind sinnfrei: Dem Zufall fehlt das Moment des Zusammenhangs und dem Schicksal dasjenige der Freiheit. Zusammenhang und Freiheit sind aber unzertrennliche Bestandteile von Entscheidung, Handlung und Wirkung. Ohne Zusammenhang herrschte pures Chaos und ohne Schicksal nur unbelebte Ordnung.

Wenn nicht Zufall oder Schicksal, was dann?

Den Situationen ist gemeinsam, dass die Entscheidung getroffen und umgesetzt wurde, ein Vorhaben aufzugeben, und die Wirkung darin besteht, dass sich das Ziel des Vorhabens von alleine realisiert. Die Bereitschaft zur Aufgabe – oder besser: zur Hingabe – bewirkt die Erfüllung.

Erfüllung halten viele Menschen für das, wonach sie streben – und doch fürchten die allermeisten die Erfüllung ihrer Sehnsüchte insgeheim. Was, wenn die Erfüllung nicht den gewünschten Genuss bringt? Und selbst wenn, was, wenn die Strafe für solchen Genuss auf dem Fuße folgen sollte? Solange solche inneren Blockaden bestehen, ist kein Raum für Erfüllung.

Die Katze hat keine Angst, die Sahne könne weniger süß sein als die Sehnsucht danach. Und sie braucht auch keinen rationalen Vorwand oder Rechtfertigung für den Genuss.

Anders gewandt: Sei bereit, die Erfüllung in dich aufzusaugen wie die Katze die Sahne aufschlabbert. Hingebungsvoll.

Und mache die Erfahrung: Die Erfüllung deiner Wünsche kommt zu dir, wenn du sie losgelassen hast und deinen Beitrag lebst.

 

Hochbegabung und was sie ist – und was nicht

Langsam nervt sie mich. Die zunehmende Berichterstattung über Hochbegabung. Und vor allem: Wie unglücklich alle Hochbegabten doch sind. Wie die Wirtschaft ihr Potential verschwendet. Wie Überqualifizierte keine Jobs mehr finden, weil sie einfach zu hochbegabt sind. Wie sie leiden. Wie sie ungerecht behandelt werden. Wie ihnen geholfen werden kann: Indem sie den ganzen Tag denken dürfen.  Und wie erfolgreich und gut sie dann für die Gesellschaft sind.

Der Hochbegabte als das verkannte Genie, das sich sozial durchbeißen muss und dessen Erfüllung darin besteht, den ganzen Tag nützliche Gedanken zu produzieren. Am besten solche, die wirtschaftlich verwertbar sind. Dann darf er sich auch integriert fühlen, trotz mangelnder sozialer Kompetenz und häufiger Besserwisserei, Arroganz und Überheblichkeit.

Ja, auch ich denke gerne den ganzen Tag über. Manchmal machen mich meine Gedanken allerdings auch traurig. Wenn ich sehe, wie Menschen unnötig und ungerecht auf dieser reichen Erde in Armut und Krankheit leben. Wenn ich sehe, wie Menschen sinnlos in Gewalt versinken. Und vor allem wenn ich die Heuchler höre, die dies zu rechtfertigen suchen mit fadenscheinigen Argumenten. Dann, manchmal, möchte ich das Denken auch ganz gerne abschalten.

Gut, im Regelfall denke ich also ganz gerne. Ich widerspreche auch ganz gerne Autoritäten. Ja, und das hat mich auch schon in Schwierigkeiten gebracht. Bringt es noch, zumal in innere Konflikte.

Ich habe auch ganz gerne Erfolg. Das macht nämlich Spaß und man fühlt sich gut.

Macht mich irgendwas davon zum Hochbegabten?

Nein.

Intelligenz ist nicht das Fundament der Hochbegabung. Sie ist nur ihr Sahnehäubchen.

Das Denken macht mich gegebenenfalls zu einem überdurchschnittlich intelligten Menschen. Wenn ich es schaffe, diese Intelligenz in das Arbeits- und Wirtshaftsleben zu integrieren, dann bin ich kompetent. (Das sind ja die meisten Hochbegabten angeblich nicht. Kompetenz zu erwerben ist aber lediglich eine Frage der Ausdauer und daher der Persönlichkeit. Die lässt sich entwickeln.)

Wer schnell denkt und viele Erfahrungen sammelt, wird Erfolg haben. Er wird sich im Arbeits- und Wirtschaftsleben nützlich machen können. Hochbegabt ist er nicht. Möglicherweise noch nicht einmal begabt.

Begabung aber ist etwas anderes: Sie ist der Wille, sein Potential – und das hat jeder Mensch – zu leben. Dabei hilft Intelligenz und durch Übung gewinnt man darin auch an Kompetenz. Näheres dazu habe ich hier geschrieben.

Hochbegabung ist der Wille, sein gesamtes Potential allen Widerständen zum Trotz in Fülle zu leben. Je kompetenter man diesen Weg beschreitet, desto mehr Frieden erfährt man in sich und mit anderen. Je intelligenter man dies anstellt, in desto farbenprächtigeren Harmonien wird man dieses Motiv ausmalen können. Hiervon kann die Gesellschaft profitieren – wenn sie es zulässt und annimmt.

 

 

Intelligenz, Potential, Begabung und Kompetenz

Intelligenz ist die Fähigkeit, vorhandenes Wissen und vorhandene Ressourcen logisch miteinander zu verknüpfen und zu nutzen. Intelligenz ist wertneutral und nur so viel wert, wie Informationen vorhanden und zugänglich sind.

Potential ist die Fähigkeit, Informationen zu finden, sei es durch beobachten, zuhören, riechen, schmecken, fühlen, Stimmungen aufnehmen, sein Bewusstsein zu erweitern. Potential bedeutet, die Grenzen des eigenen Ichs überwinden zu können. Potential ist die Basis aller Werte, da es die Verbindung zwischen dem Individuum, den Anderen und dem Allen schafft.

Begabung ist die Fähigkeit, sein Potential durch die Anwendung von Intelligenz zu leben. Sie entsteht durch den Willen, das eigene Bewusstsein zu erweitern, seine Grenzen zu überwinden und zur Einheit mit Allem zu finden. Begabung ist das Geschenk, Werten dazu zu verhelfen, in der Realität gelebt zu werden.

Kompetenz ist die Fähigkeit, Begabung in jeder Situation souverän zu leben. Sie entsteht durch Erfahrung. Kompetenz erweitert sich mit jedem vom Durchschnitt abweichenden Erlebnis und vertieft sich mit der Intensität des Erlebten.

Sei intelligent: Denke.

Erkenne dein Potential: Nutze alle Sinne, auch die über-sinnlichen.

Lebe deine Begabung: Liebe.

Erwerbe Kompetenz: Brich auf zu neuen Ufern. Jeden Tag.

Versöhnung in der Stille

Noch bist du da –
Wirf deine Angst in die Luft
Bald ist deine Zeit um – bald wächst der Himmel unter dem Gras – fallen deine Träume ins Nirgends
Noch duftet die Nelke – singt die Drossel – noch darfst du lieben – Worte verschenken – noch bist du da
Sei was du bist – gib was du hast

(Rose Ausländer)

Versöhnung  in der Stille     –-    Einige Tage in Herstelle (Abtei zum Hl.Kreuz)

Wenn sich der Himmel öffnet (Mk1,11f), und er tut es immer wieder in Herstelle,  beginnt etwas Neues  – ungeheuerlich Unerwartetes!

Es ist schwierig in Worte zu fassen, da  „sich alles tief innen ereignet“ — ! „Tief innen“ wird die Stille zur leisen  Melodie und ein Reigen zarter Blüten erfüllt Herz und Verstand.

Es ist gewiss: „Ich bin geliebt“  und  „frei von mir selbst“ wandelt sich alles.

Das Leben der drei letzten Jahre  hat mir  sehr viel abverlangt – – – –  nur „freiwilliges“ Loslassen – und „Erinnern“  –   hilft  Schmerzen und Traurigkeiten zu überleben. Ohne meine „Lieben“ wäre ich  allerdings gescheitert.

Das „Reich Gottes“ leuchtet auf – Geschenk des Hl. Geistes  –  Auferstehung! – (Lumen Christi)

JESCHUA

Schweigen
bis das Schweigen
sich dem Heiligen eint

Erinnern
bis der Seele
dein Bild erscheint

(Verfasser unbekannt)

Die Analphabetin, die rechnen konnte (Leseempfehlung)

Für alle, die mal ein richtig aufmunterndes Buch über Hochbegabung lesen möchten:

Nombeko kommt in einem südafrikanischen Slum zur Welt. Ihr Leben erscheint aussichtslos, doch durch ihr mathematisches Genie erarbeitet sie sich eine abenteuerliche Zukunft, die zu einem beschaulichen Leben in Schweden führt, wobei sie nebenbei die hohe Diplomatie zwischen Südafrika, Schweden und China pflegt,  chinesische Betrügerinnen rettet, ein Vermögen mit Kartoffeln macht, eine linksradikale mit den bürgerlichen Eltern versöhnt und ihre große Liebe findet.

Viel schwarzer Humor, rasant geschrieben und immer mit einem liebevollen Augenzwinkern, die Welt und sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen.

Genau das richtige für einen Wochenendnachmittag im Liegestuhl in der Sonne!